Unter Resilienz versteht man die Fähigkeit, Krisen leichter zu bewältigen. Wie Sie Ihre psychische Widerstandsfähigkeit verbessern, erfahren Sie hier!
Es gibt Menschen, die sich einfach durch nichts unterkriegen lassen. Egal, wie groß ein Unglück oder ein Schicksalsschlag auch sein mag. Sie rappeln sich auf und kommen bald wieder auf die Beine. In der Psychologie bezeichnet man dieses Phänomen als Resilienz. Der Ausdruck stammt eigentlich aus der Werkstoffkunde. Dort versteht man unter Resilienz das Phänomen, dass bestimmte Materialen nach einer Verformung wieder ihre Ausgangsform annehmen.
Wenn man das auf die menschliche Psyche überträgt, dann bedeutet Resilienz, dass eine Person nach einer Krise bald wieder zur Normalität zurückkehrt. Damit beschreibt der Begriff nichts anderes als eine besondere psychische Widerstandsfähigkeit. Wer Todesfälle, Trennungen, Kündigungen oder Streitigkeiten rasch „wegsteckt“ und vielleicht sogar daran wächst, der gilt als resilient.
Resilienz ist zurzeit Forschungsgegenstand an mehreren Universitäten im deutschen Sprachraum. Dazu zählen die Universität Hamburg, die Universität Bonn, die Universität Trier, die Universität Mainz und die Universität Basel.
Das Immunsystem der Psyche
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben gezeigt, dass resiliente Menschen über ganz bestimmte Eigenschaften verfügen, die ihre psychische Widerstandskraft erhöhen. Diese Wesenszüge haben Psychologen zu sechs Schlüsselfaktoren zusammengefasst.
Akzeptanz: Resiliente Menschen können akzeptieren, was ihnen widerfährt und betrachten jede Krise als Teil ihres Lebenslaufes.
Optimismus: Resiliente Personen denken positiv und gehen mit Mut und Zuversicht an sämtliche Herausforderungen ihres Lebens heran.
Selbstvertrauen: Wer resilient ist, vertraut fest auf seine eigenen Fähigkeiten. Er zweifelt nicht daran, eine Krise bewältigen zu können.
Eigenverantwortung: Resiliente Menschen sehen sich nicht als Opfer widriger Umstände, sondern lösen auch unverschuldete Probleme.
Netzwerkorientierung: Resiliente Leute beziehen Kraft aus ihrem sozialen Umfeld und nehmen auch Hilfe von Partnern und Freunden an.
Lösungsorientierung: Wer resilient ist, sucht stets nach geeigneten Lösungen und versucht auch, an den Herausforderungen zu wachsen.
Der Grundstein für die Resilienz wird bereits in der frühen Kindheit gelegt. Je nachdem, wie ein Mensch sozialisiert wird, kann er psychisch mehr oder weniger widerstandsfähig sein. Dabei spielt auch die soziale Kompetenz eine erhebliche Rolle. Wer etwa anderen durch Zusagen entgegenkommt, hat auch bessere Voraussetzungen, um resilient zu werden.
Trainieren Sie Ihre Resilienz!
Die gute Nachricht: Es ist grundsätzlich möglich, als Erwachsener seine Resilienz zu steigern. Geht man von den genannten Resilienzfaktoren aus, so lassen sich drei praktische Ratschläge ableiten, wie Sie Ihre Resilienz verbessern können.
1. Akzeptieren Sie, dass Leben Veränderung bedeutet und leider auch Krisen dazugehören! Wer sich mit der Tatsache abfindet, dass unser Dasein nun einmal eine Abfolge von Höhen und Tiefen ist, der ist auf Krisen eher gefasst. Wer achtsam mit sich und seinem Umfeld umgeht, wird im Ernstfall nicht gleich in ein tiefes Loch fallen. Wenn Sie zuversichtlich sind, aus jeder unangenehmen Situation einen Ausweg zu finden, dann werden Sie sich auch nicht so leicht unterkriegen lassen.
2. Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten und treffen Sie die notwendigen Entscheidungen! Wer sich seiner Stärken bewusst ist, wird auch nicht daran zweifeln, dass es wieder bessere Zeiten für ihn geben wird. Halten Sie sich vor Augen, dass Sie bisher auch schon andere Krisen bewältigt haben! Machen Sie gegebenenfalls eine Liste mit allen Situationen, die Sie in der Vergangenheit meistern konnten! So finden Sie die geeignetsten Wege, um eine aktuelle Krise zu überwinden.
3. Entwickeln Sie eine passende Strategie und lassen Sie sich helfen! Überlegen Sie, welche Möglichkeiten Sie haben und welche Auswege Ihnen zur Verfügung stehen! Denken Sie alle Varianten durch und entscheiden Sie sich für die beste davon! Haben Sie auch keine Angst, einmal den Partner oder gute Freunde um Rat zu fragen oder um Hilfe zu bitten. Bisweilen können Außenstehende eine Situation besser beurteilen als die Betroffenen selbst!
Resilienz heißt nicht Abhärtung
Keinesfalls sollten Sie Resilienz mit Abhärtung verwechseln! Wer meint, er brauche bloß die Zähne zusammenzubeißen und sich einfach nur nichts anmerken zu lassen, der ist auf dem völlig falschen Weg. Diese Taktik wird ihn sicher nicht widerstandsfähiger machen, sondern ihn einfach nur überfordern.
Das Geheimnis liegt darin, die eigenen psychischen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen. Und das gelingt umso besser, je mehr wir davon haben. Um auf schlechte Zeiten vorbereitet zu sein, müssen wir daher in guten Zeiten möglichst viel Kraft tanken! Jede Krise bietet uns auch die Chance, an ihr zu wachsen. Wer das erkennt und seine Möglichkeiten ausschöpft, der kann auch durchaus gestärkt daraus hervorgehen!